Rund 40 Christen lasen mitten im Einkaufstreiben plötzlich aus ihrer Bibel vor. Das kostete selbst für den Pfarrer Überwindung. Der so genannte Flash Mob sollte bewusst irritieren.




 
 

Bibel-Flash Mob sorgte für Aufsehen

Ökumenischer Anlass für die Öffentlichkeit in Aarau

Es herrschte reges Treiben in der Aarauer Igelweid. Schwere Einkaufstüten wurden zum Auto geschleppt, ein Musiker spielte auf seiner Handorgel ein Stück aus Vivaldis Vier Jahreszeiten, berichtet die «Aargauer Zeitung». Es war 9.59 Uhr. Plötzlich erklang die Handorgel fortissimo. Einige unsichere Seitenblicke, dann wurden dicke Bücher aufgeschlagen. Ein letztes Räuspern, und sie begannen zu lesen: Laut, mit ernster Miene, inmitten nichts ahnender Einkäufer. Die Stadtturmuhr schlug 10 Uhr.

 

Am Samstagmorgen lasen rund 40 Personen aus der Bibel vor. Während Annemarie die Geschichte vom Jakobsbrunnen vorlas, sprach Berthi aus dem Matthäusevangelium. Junge und Alte, mit Lesebrille, die Hundeleine am Handgelenk, den Einkaufskorb vom Gemüsemarkt noch neben sich stehend, lasen sie während fünf Minuten ihre Lieblingspassage aus der Bibel vor.

 

Im Rahmen des ökumenischen Projektes «Aarau liest die Bibel» solle der «Bibel-Flash Mob» Aufmerksamkeit erregen und die Leute irritieren, sagte der christkatholische Pfarrer Lenz Kirchhofer gegenüber der «Aargauer Zeitung». Er war es, der die verrückte Idee hatte und am Ende doch selbst als Pfarrer Überwindung brauchte, den ersten Satz laut vorzulesen. «Wir wollten in einem Raum Präsenz zeigen, wo wir sonst nicht so sind. Das macht nervös.» Nervös wurden auch die Passanten. Einige verlangsamten, blieben stehen und sahen mit verständnislosem Blick die Strasse entlang, wo alle paar Meter ein Leser stand und aus der Bibel las. Andere wiederum verzogen keine Miene, verschwanden mit Ohrstöpseln in ihrer Welt oder eilten schnellen Schrittes weiter in den nächsten Laden.

 

Bis vor kurzem jedoch wusste Christian Bader nicht, was ein Flash Mob ist. Als Pfarrer sei es eigentlich nicht seine Art, sich auf diese Art und Weise zu exponieren. Doch man müsse heutzutage andere Wege und Formen finden, um Aufmerksamkeit zu erregen. «Und eigentlich haben wir Christen ja auch etwas zu bieten!», sagte der reformierte Pfarrer Christian Bader zur «Aargauer Zeitung». Etwas bieten konnten die Bibelleser den Passanten am Samstagmorgen in der Aarauer Igelweid definitiv. Schon nach fünf Minuten aber war der Flash Mob so abrupt vorüber wie er begonnen hatte.

 

Herzlich, Markus Baumgartner
 
 
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