Menschen suchen nach Sinn und Bedeutung im Leben. Verbindung und Zugehörigkeit sind die Basis dafür, das Menschen Zweck und Bedeutung haben. Doch viele leben aus Scham in Einsamkeit.




 
 

Einsamkeit vs Zugehörigkeit

Forscherin fand Grund für Einsamkeit

Bis in die Mitte des 20. Jahrhundert wohnten in der Schweiz vor allem Sonderlinge allein. Die Jungfer und der Junggeselle oder Studenten. Ihre Wohnstatt waren Mansardenzimmer. Seither hat in der Schweiz der Einpersonenhaushalt enorm zugenommen: 1920 lebte in nur 2% der Haushalte eine Person; 1970 waren es 20%, im Jahr 2000 schon 36% und 2009 über 38%. In diesen Einzelhaushalten leben häufig Einsame. «Singles und Mieter – die Städter wohnen immer einsamer» hiess eine Überschrift zur Wohnungsstatistik in Schweizer Städten. In fast 50% aller Haushalte auf Stadtboden lebt nur noch eine Person.

Der Harvard-Professor Robert Putnam schrieb 1995 einen Aufsatz «Bowling Alone», der fünf Jahre später als Buch erschien. Darin schrieb er: «Als grobe Faustregel gilt: Wenn Sie einer Gruppe beitreten, ohne vorher irgendeiner Gruppe angehört zu haben, halbieren Sie die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines Jahres zu sterben.»
Was zu Einsamkeit führt, erforscht Brené Brown: Sie studierte Psychologie, hat einen Doktor in Sozialarbeit und forscht als Professorin an der Universität von Houston (Texas/USA) über Zwischenmenschliche Verbindungen - unsere Fähigkeit für Empathie, Zugehörigkeit und Liebe. In einer einprägsamen, lustigen Rede am TEDx in Houston über Verletzlichkeit (Vulnerability) offenbart sie tiefe Einblicke in ihre Forschung. Mit dieser Rede traf sie einen Nerv der Zeit: Das Video wurde ein viraler Hit und hat schon über 25 Millionen Aufrufen – einer der Top-5-TED-Talks.

Die Forscherin wurde schon als Studentin angestachelt, als ein Professor sagte: «Wenn es nicht messbar ist, dann existiert es nicht.» Brené Brown startete einen langen Prozess. Es sollte eigentlich ein oder zwei Jahre dauern. Herausgekommen sind 16 Jahre Forschung, tausende Geschichten, hunderte lange Interviews, Fokusgruppen, Berge von Statistiken und Daten. Sie fand heraus: Alle Menschen fallen in eine von zwei Kategorien – darin liegt der ganze Unterschied, ob man sich tief mit Freunden oder Familie verbinden kann oder nicht. Einige glauben, sie wären es wert, geliebt zu werden und dazuzugehören und andere nicht. Das sind Menschen, die sich immer fragen, ob sie gut genug sind. Brené Brown fand heraus, dass Scham und Verletzlichkeit der Grund dafür waren. Scham lässt sich als Angst vor Abgetrenntheit verstehen. Aber erst die Fähigkeit, sich verbunden zu fühlen, — neurobiologisch sich verdrahten — gibt Menschen Zweck und Bedeutung.


Das grösste menschliche Bedürfnis ist also, sich tief mit anderen zu verbinden. Im Kern bedeutet es: Wenn Menschen glauben, dass sie es wert sind, geliebt zu werden und dazuzugehören, fällt es ihnen leichter, sich mit anderen zu verbinden. Das ist die Hoffnung des Evangeliums von Jesus Christus. Die Scham, die Menschen empfinden, ist die grösste Barriere. Wenn Menschen verletzt sind und sich schämen, haben sie Probleme, sich mit anderen zu verbinden. Aber die Hoffnung des Evangeliums ist: Ganz egal, was ich getan habe, es ist mit Jesus Christus am Kreuz gestorben. Ich bin geliebt, so wie ich bin. In der Taufe bin ich unverlierbar adoptiert. Ich gehöre jetzt zu einer Familie, die mich nie im Stich lassen wird.

 

Herzlich, Markus Baumgartner

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